Im Alltag wägen wir uns oft in Sicherheit. Fühlen uns unsterblich. Und wir gehen davon aus, dass wir und die Menschen in unserem Umfeld uralt werden. Weil wir ja so modern sind. Doch das Leben macht weder vor dem Fortschritt noch unserer vermeintlichen Sicherheit Halt. Nein, es kann in jedem Moment zuschlagen und uns das Liebste nehmen.
Einen solchen Schicksalsschlag musste meine Familie vor einem Monat hinnehmen. Ein geliebter Mensch ist viel zu früh von uns gegangen und hinterlässt nichts als Leere und Schmerz. Wir sind sprachlos. Die Worte fehlen.
Bilder statt Worte
Jeder geht anders mit einem Verlust um. Mein Weg scheint das Gestalten zu sein. Zum ersten Mal spüre ich deutlich, dass mir das Malen eine Zuflucht ist. Weil ich kann weder Worte noch Erklärungen finden, für das, was vor vier Wochen passiert ist. Und Antworten bekommen wir auch nicht. Das Universum, die Engel, Gott, schweigen. Doch meine Kreativität schweigt nie. Mein Bedürfnis zu malen ist im Moment enorm. Was mein Geist nicht in Worte fassen kann, drücken meine Hände, mein Herz und meine Seele mit Farben und Formen aus.
Abstrakt statt Figurativ
Die abstrakte Malerei reizt mich schon eine ganze Weile. Darüber habe ich auch schon Beiträge geschrieben (siehe Beitrag). Doch einen anhaltenden Einstieg habe ich nie gefunden. Bis anhin waren es lediglich Versuche. Zwar mit viel Freude, doch auch mit grossem Unwissen. Weil ja, wenn ich abstrakt male, habe ich keine Ahnung, was ich tue. Ich lasse mich von meinem Gefühl leiten. Der Prozess ist komplett intuitiv. Auf welche Farben habe ich Lust? Welche Pinselstriche und –bewegungen fühlen sich gut an? Welche Formen sprechen mich an?
Wenn es hilft
Genau diese Art zu malen, ist für mich im Moment sehr heilsam. Einfach mal keine Ahnung zu haben. Sich keinen glorreichen Sinn ausdenken zu müssen für das, was man darstellt. Sich lediglich dem Tun hingeben, den Farben, dem Prozess. Zu spielen, zu sein. Der Magie der Kreativität und Intuition folgen, für die der Kopf keine Erklärungen findet. Ebenso wenig wie für den Verlust unseres geliebten Alois. Vielleicht ist eben dieses Schöpfen daher so heilsam. Weil ich einen Raum betrete, in den mir mein Kopf nicht folgen kann. Und auch nicht muss.