Warum ich Instagram-Pause mache

Warum ich Instagram-Pause mache

by Rachel Galbiati

Seit August 2014 bin ich aktiv auf Instagram. In diesen knapp drei Jahren war mir diese Social Media Plattform eine wertvolle und heiss geliebte Inspirationsquelle. Dank Instagram kam ich auf die Idee, mir mein Septum stechen zu lassen, habe mich anders Schminken und Frisieren gelernt, bei tollen 100Tage-Kreativ-Aktionen mitgemacht, Weben ausprobiert, mit Holzschnitten und Handlettering begonnen, liess mich von anderen Künstlern und kreativen Menschen immer wieder ermutigen, pushen und inspirieren. Durch ihr Vorleben, ihre Geschichten, Fotos und Projekte. Bei einigen auch durch ihre aktive Unterstützung mit Kommentaren, Nachrichten und Likes. 

Unschöne Gewohnheiten

Von Facebook habe ich mich bereits vor drei (oder sogar schon vier?) Jahren verabschiedet. Ich habe es nie vermisst. Im Gegenteil: es hat mich von der Gewohnheit befreit, in gefühlten Ewigkeiten durch die Fotos und Geschichten mir mehr oder weniger vertrauten Menschen zu klicken. Naja, bei Instagram hat sich natürlich eine ähnliche Routine eingeschlichen. Die tägliche Flut von News und Bildern lockt. Auch die oft sehr tiefen, persönlichen und inspirierenden Geschichten. Doch ich habe festgestellt, dass ich diese mit immer weniger Interesse und Musse gelesen habe (wenn ich sie überhaupt gelesen und nicht bloss überflogen habe). Und trotzdem: die Gewohnheit blieb hartnäckig! Ich tippte endlose Male am Tag auf das Instagram-App. Auch wenn es nur für ein paar Sekunden war. Wie ein Reflex. Irgendwie unmöglich!

Druck

Seit ich letzten Dezember meine Ausbildung abgeschlossen und seither wieder mehr Zeit für meine Kunst habe, wollte ich sie auch bewusst vorantreiben und meine Follower-Community auf Instagram wachsen lassen. Das heisst im Minimum 1-3 Posts am Tag (nur so wird man erfolgreich, gemäss vielen Blog-Posts und Online-Classes von Profis, die ich gelesen und belegt habe). Das bedeutet ziemlich viel Planung. Das Fotografieren und anschliesssende Editieren der Bilder sowie das Schreiben und Hashtagen ist mit viel Zeitaufwand verbunden. In Wochen, in denen ich viel Gestalten konnte, war das kein Problem. Das kreierte automatisch viel Instagram-Material. Doch in eher unkreativen (oder anderweitig voll verplanten) Wochen bekam ich einen ziemlichen Druck. Denn ich sollte ja konstant Posten und Schreiben. Sonst würden meine Follower mich wieder unfollowen. Sie sollten sich ja auf mich verlassen können. Zudem sollte mein Feed aus einem Guss kommen. Meine Kunst einen roten Faden haben. Alleine wenn ich das schreibe, spüre ich einen Knoten in meinem Hals. Was für ein Druck!

Wenn das Mittel zum Zweck wird

Instagram ist ein wunderbares Tool und eignet sich grossartig zum Promoten. Doch sollte es Mittel zum Zweck sein und nicht der Zweck selbst. Ich habe festgestellt, wie ich mehr und mehr begonnen habe, für meine Community zu kreieren und nicht mehr für mich selbst. Doch ich spürte genau: es sollte in Wahrheit umgekehrt sein! Ich widme mich meiner Leidenschaft, kreiere, erschaffe und lasse die Welt anschliessend daran teilhaben. Aber nicht die Likes oder Follower sollten meine Motivation sein (“Ohje, ich habe noch nichts gepostet, ich bin hinterher mit Planen, was ist mein nächstes Foto, wie arrangiere ich die Utensilien, was soll ich dazu schreiben, werden sie es mögen, was mögen sie überhaupt” etc.). Die Anerkennung ist ohnehin flüchtig. Social Media ist so schnelllebig. Millionen von User. Eine ununterbrochene Flut von Bildern und Informationen. Warum sich also so abhängig machen davon? Das kann nur ungesund sein.

Konsequenz

Aus all diesen Gründen habe ich beschlossen, mich von Instagram zu verabschieden. Seit dem 2. April 2017 mache ich Instagram-Pause. Solange wie es mir gefällt. Jedoch sicher bis Ende August. Diese Pause soll mir helfen, mich wieder auf das Wesentliche zu besinnen: meine Liebe zur Kreativität. Ich will wieder frei Gestalten, ohne schon währenddessen daran zu denken, wie ich das Werk fotografiere, was ich dazu schreibe und ob es den Leuten gefällt. Denn so ist der Prozess nicht mehr frei und unabhängig, sondern entfremdet. Und genau das möchte ich nicht mehr. Ich kann mich auch nicht einer Regel beugen, so und so oft zu posten, so und so meinen Feed zu gestalten. Kunst ist doch etwas Lebendiges! Manchmal gibt es viel, manchmal wenig. Wie in der Natur und im Leben überhaupt (was wir leider so oft vergessen). Alles in seinem Rhythmen. Ausatmen. Einatmen. Wieso soll ich dann gerade auf einem Portal, wo ich mich und meine Kunst zeige, einem immer gleichen Muster folgen? Das macht für mich keinen Sinn. Und ich bin unendlich froh, dass ich das merken durfte.

Wie und ob ich Instagram und andere Soziale Medien für meine Kunst wieder nutzen werde, ist noch offen. Ich lasse mich vom Prozess leiten und bin selbst gespannt, wo mich diese Freiheit hin führen wird.

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