PARIS DAY 22 – Star Mother

by Rachel Galbiati

Ich nutze die verbleibende Zeit intensiv zum Malen.

Nichts als Malen

Es ist eine spannende Erfahrung, jeden Tag aufzuwachen und zu wissen, dass ich den ganzen Tag nichts anderes zu tun habe, als zu malen. Für MICH zu malen. So machte ich mich auch heute gleich nach dem Aufstehen wieder ans Werk. Gestern startete ich ja mit dem Bild „Mein Paris“. An diesem arbeitete ich heute intensiv weiter New York 680 find phone , sowie parallel dazu an den anderen pendenten Bildern. Und das den ganzen Tag lang.

Wenn das Bild mit mir redet

Am Nachmittag hatte ich eine intensive Erfahrung während des Malens von „Mein Paris“. Ich fügte Schicht um Schicht hinzu, doch ich fühlte mich etwas verloren. Wie irgendwie immer beim abstrakten Malen. Ich hangle mich von Moment zu Moment und füge intuitiv Farben und Formen hinzu. Doch wann ist ein Bild fertig? Welche Farben wirken gut? Welche Striche, Formen, Körper? Das ist wirklich eine ganz neue Arbeit für mich. Naja, ich erinnerte mich dann an eine Technik aus einem Buch von der Maltherapie-Ausbildung („Point Zero“ von Michele Cassou). Also fragte ich das Bild, was es von mir will, was es noch braucht, wie es werden will. Und wenig später, als ich gerade einen Kreis mitten im Bild gezogen hatte, überkam es mich: ich MUSSTE ein Gesicht daraus machen. Das hört sich vielleicht seltsam an, doch ich wollte es eigentlich nicht tun. Ich wollte ja abstrakt bleiben. Doch ich konnte nicht anders. Es war, als würde jemand das Zepter übernehmen. Ich konnte nicht aufhören und ich kam in eine Art „Wahn“. Als würde jemand zu mir sprechen, als würde sich jemand zeigen wollen. Und ich spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Wow. Intensiv! Na gut, ich malte also weiter. Und aus dem Gesicht wurde (wie immer) eine Frau.

Sternen-Mutter

Ich frage mich, ob in diesem Moment mehr als ein Bild geboren wurde. Vielleicht ist das ein Anfang von meinem Weg, meinem eigenen Stil und meinem Wunsch, das Abstrakte und das Figürliche zu vereinen. Es war wirklich so, als hätte mich jemand dazu gedrängt. Weil es endlich Zeit dafür wurde. Wenn ihr meine anderen Blogbeiträge gelesen habt, wisst ihr, dass mich das Thema ja schon eine ganze Weile begleitet.

Das Werk ist noch nicht ganz fertig. Ich werde es morgen fertig stellen. Soweit ist es ganz schön geworden. Doch auch irgendwie seltsam. Irgendwie speziell. Hm. Ich kann es nicht recht in Worte fassen. Und ich finde, dass Fotos ihr nicht gerecht werden (wie immer). Man kann es vielleicht mit Musik vergleichen. Wenn man jemanden live singen und Musik machen hört, ist das nicht zu vergleichen mit einer Aufnahme. Das Lied ist auch aus dem Radio schön, doch die Energie ist erst richtig spürbar, wenn man mit den Musikern im selben Raum ist. Mit Kunstwerken ist es genau das selbe. Ausserdem würde ich das Bild im Moment lieber „Sternen-Mutter“ als „Mein Paris“ nennen. Doch ich glaube, es ist in Wahrheit das gleiche.

„How can you mother yourself?“

In der ersten Woche in Paris habe ich ein sogenanntes „Cosmic Cross“ gelegt mit meinen Orakel-Karten (das ist eine spezielle Auslegung der Karten mit dazugehörigen Fragen). Ich habe das Kreuz zum Thema PARIS gelegt und die erste Karte, die ich zur Frage „Wo stehst du im Moment“ zog, lautete „STAR MOTHER. How can you mother yourself?“. Ich bin baff. Weil nun male ich ein Bild zu Ehren meines Paris-Aufenthalts und mir begegnet auf meiner Leinwand eben diese Sternen-Mutter. Es ist unglaublich… Während des Malens kam mir dieser Name. Erst vorhin sah ich, dass auch die Karte so hiess. Ein Kreis schliesst sich. Und ich komme mir gerade sehr unterstützt vor. Ich fühle mich bestätigt, dass dieser Monat sehr wichtig war für mich. Ich bin nicht mehr die selbe, die genau heute vor drei Wochen in Paris angekommen ist.

Ein lachendes und ein weinendes Auge

Meine Kreativ-Zeit geht zu Ende. Es bleibt mir noch der morgige Tag zum Malen und am Mittwoch werde ich alle Leinwände und Papierbilder zurück in die Schweiz schicken. Und am Mittwoch Abend darf ich meinen Liebsten am Bahnhof abholen und ich freue mich unendlich! Die Zeit ist also gerade gefüllt mit gemischten Gefühlen. Einerseits trauere ich bereits, dass ich meine Kunst zusammenpacken und verschicken muss und ein paar Tage lang nicht mehr malen kann. Dass der Künstlerin-Teil bald vorbei ist. Komische Vorstellung! Andererseits freue ich mich unheimlich, meinen Schatz wieder um mich zu haben. Dass wir noch ein paar schöne Tage zusammen hier verbringen dürfen. Und ich freue mich auch auf Zuhause. Auf den Alltag. Auf das Umsetzen und Wirken in meiner gewohnten Umgebung.

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