PARIS DAY 09 – Ende und Neuanfang

by Rachel Galbiati

Der heutige Tag stand wieder unter einem kleinen Ende und einem kleinen Neuanfang. Ich konnte am Vormittag das erste grosse Bild hier in Paris fertig stellen und ich bin unheimlich happy damit!

Noch ohne Titel

Es haben noch ein paar Details gefehlt und diese konnte ich heute Morgen ergänzen bzw. verändern. Das Bild ist endlich fertig. Ich freue mich so! Was mit einer einfachen Bleistift-Zeichnung begann, ist nach knapp 5 Tagen ein fertiges Acryl-Bild auf Leinwand geworden, 70 x 80 cm gross. Die Idee ist oft erst der Anfang. Meistens entwickelt sich das Bild erst richtig während des Malens. Die Schlangen zum Beispiel sind erst später dazu gekommen. Das ist ja das tolle an Acrylfarben: man kann immer wieder übermalen und ergänzen. Das einzige, was jetzt noch fehlt, ist ein Titel. Ich habe ein paar Ideen, lasse mir aber noch etwas Zeit damit.

Übergang

Nach dem Fertigstellen des Bildes am Vormittag, musste ich mir erst etwas Zeit lassen. Obwohl die Skizzen für die nächsten Bilder schon vorhanden sind, brauchte ich einfach eine Pause. Weil ein kreativer Prozess ist zu Ende gegangen. Es braucht einen Übergang, bevor der nächste starten kann. Zumindest bei solchen grossen Werken. Das ist für mich schon etwas sehr besonderes. Die kleinen Bilder und Zeichnungen sind oft schnell gemacht und brauchen nicht so viel Raum, doch die Geburt eines solchen Werkes, das viele Stunden in Anspruch nahm, braucht irgendwie mehr Zeit. Darum machte ich mich auf zu einem schönen Park (Place du Vosges), den mir meine Vermieterin empfohlen hat. Und er war wirklich total schön! Und ich ass auch gleich dort etwas zu Mittag und bin durch die Arkaden spaziert, die voller Kunst-Galerien waren. Das ist natürlich immer interessant.

Zeichnen auf der Leinwand

So habe ich also am Nachmittag die restlichen Leinwände ausgepackt und auf dem nächsten Grossformat, ebenfalls 70 x 80 cm, die nächste Skizze übertragen. Das heisst, ich zeichne das Motiv der Skizze mit einem wasserlöslichen Farbstift direkt auf die Leinwand. Und hier fängt das Verändern und Hinzufügen bereits an. Das geht dann beim Malen, wie oben erwähnt, nochmals weiter. Nachdem mich der Entwurf zufrieden stellte, trug ich eine erste Schicht Farbe auf. Das ist oft das Stadium, wo ich mich frage, ob das jemals etwas Gutes werden wird. Haha. Es sieht einfach immer ziemlich übel aus. Aber das gehört nun mal zum Prozess. Einfach weiter machen!

Erleben statt Produktivität

Was ich mir heute auch langsam eingestehen musste, ist, dass ich wohl in diesen knapp vier Wochen nicht so produktiv sein werde, wie ich mir das vorgestellt hatte. Eigentlich wollte ich eine ganze Ausstellung vorbereiten. Pffff, wie bin ich wohl darauf gekommen?! Ein Monat tönt zwar nach viel Zeit, doch wenn ich zu den Künstlerinnen gehöre, die sich sehr intensiv auf ein Bild einlassen und für den Entstehungsprozess viel Zeit brauchen und ich zudem nicht eine bin, die Tag und Nacht malen kann, ja dann werden es wohl eher eine Handvoll Bilder anstatt zwei Dutzend. Tja. Irgendwie löse ich mich gerade von dieser Vorstellung. Hm. Ich glaube, die patriarchalen Werte des heutigen „Leisten-Müssens“ sitzen einfach. Dass mehr gleich besser ist. Doch worum geht es auf dieser Reise überhaupt? In erster Linie ist es ein Wunder, dass ich überhaupt hier bin. Dass ich dafür eingestanden bin, den Mut hatte. Da waren verschiedene persönliche Prozesse nötig. Eine Freundin, die selbst Künstlerin ist, hat mir heute geschrieben: „It’s about getting to know yourself as an artist not about producing day and night“. Ich glaube, sie hat recht. Wenn ich Paris unter diesem Blickpunkt betrachte (was mir die letzte Woche ja sowieso durchaus bewiesen hat, siehe Blogpost von Tag 8), geht es um sehr viel mehr, als einfach darum, Kunst zu machen. Es wirft ein ganz anders Licht auf die Reise. Auf mich. Und das tut mir gut.

Kennst du das auch?

 

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