Über Weihnachten und Neujahr habe ich diese beiden absolut wunderbaren und herzerwärmenden Bücher von Jan-Philipp Sendker gelesen und möchte sie allen herzlichst weiter empfehlen:
Herzenhören
Eine der großen Liebesgeschichten unserer Zeit, die schon Hunderttausende Leserinnen begeisterte und stetig neue Leser findet: Die Suche nach ihrem vermissten Vater führt Julia Win von New York nach Kalaw, einem malerischen, in den Bergen Burmas versteckten Dorf. Ein vierzig Jahre alter Liebesbrief ihres Vaters an eine unbekannte Frau hat sie an diesen magischen Ort geführt. Hier findet sie nicht nur einen Bruder, von dem sie nichts wusste, sondern stößt auch auf ein Familiengeheimnis, das ihr Leben für immer verändert.
Herzenstimmen
Die Rückkehr an den magischen Ort einer unvergesslichen Liebesgeschichte Zehn Jahre ist es her, seit Julia Win aus Burma als anderer Mensch zurückkehrte. Sie hatte ihren Vater gesucht, den Bruder gefunden und war beseelt gewesen von der schönsten Liebesgeschichte, die sie je gehört hatte. Doch in der Zwischenzeit wurde sie von ihrer Karriere in einer New Yorker Anwaltskanzlei längst wieder in das rastlose westliche Leben zurückgeholt. Da erreicht sie ein rätselhafter Brief ihres Bruders U Ba aus Burma, und mit dem Brief kommt nicht nur die Erinnerung zurück, sondern Julia wird auch klar, dass sie die Lehren von damals über die Liebe und das Leben vergessen hat. Und seit sie den Brief gelesen hat, geschieht Seltsames: Immer wieder spricht eine fremde innere Stimme zu ihr, deren Fragen Julia Angst machen, aber auch eine tiefe Sehnsucht wecken. Hat der alte burmesische Mönch, den sie um Rat fragt, mit seiner Vermutung recht, dass zwei Seelen in Julias Brust wohnen? Und was kann sie von dieser anderen, ihr unbekannten Seele lernen? Schon fürchtet Julia, den Verstand zu verlieren, doch dann wird ihr klar, dass nur ihr Bruder in Burma ihr helfen kann. Mit seiner Hilfe muss Julia dem Ursprung und dem Geheimnis der Stimme auf den Grund gehen, um zwei Seelen zu versöhnen und das Glück zu finden.
Hier einige Auszüge aus den Büchern, die mir während des Lesens besonders aufgefallen sind und mich sehr berührt haben:
„Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. (…) Unsere Sinnesorgane lieben es, uns in die Irre zu führen, und die Augen sind dabei am trügerischsten. Sie verleiten uns, ihnen zu sehr zu vertrauen. Wir glauben, unsere Umwelt zu sehen, und es ist doch nur die Oberfläche, die wir wahrnehmen. Wir müssen lernen, das Wesen der Dinge, ihre Substanz, zu erfassen, und dabei sind die Augen eher hinderlich. Sie lenken uns ab, wir lassen uns gern blenden. Wer sich zu sehr auf seine Augen verlässt, vernachlässigt seine anderen Sinne, und ich meine nicht nur die Ohren oder die Nase. Ich spreche von jenem Organ, das in uns wohnt und für das wir keinen Namen haben. Nennen wir es den Kompass unseres Herzens.“
„Jeder Mensch, jede Kreatur hat Angst. Sie umgibt uns, wie die Fliegen den Misthaufen des Ochsens. Tiere schlägt sie in die Flucht, sie reissen aus und rennen oder fliegen oder schwimmen, bis sie sich in Sicherheit wähnen oder vor Erschöpfung tot umfallen. Wir Menschen sind nicht wirklich klüger. Wir ahnen, dass es auf der Welt keinen Ort gibt, wo wir uns vor der Angst verstecken können, und trotzdem versuchen wir es. Wir streben nach Reichtum und Macht. Wir geben uns der Illusion hin, stärker zu sein als die Angst. Wir versuchen zu herrschen. Über unsere Kinder und unsere Frauen, über unsere Nachbarn und Freunde. Herrschsucht und Angst haben etwas gemein: Sie kennen keine Grenzen. Aber mit der Macht und dem Reichtum ist es wie mit dem Opium, das ich in meiner Jugend mehr als einmal probierte. Beide halten ihr Versprechen nicht. Das Opium brachte mir nicht das ewige Glück, es verlangte nur nach mehr. Geld und Macht besiegen die Angst nicht. Es gibt nur eine Kraft, die stärker ist als die Angst. Die Liebe.“
„Es gibt nichts, im Guten wie im Bösen, zu dem der Mensch nicht fähig ist.“
„Die Liebe kennt so viele unterschiedliche Formen, Julia, sie hat so viele eigenartige Gesichter, dass unsere Phantasie nicht ausreicht, sich alle vorzustellen. Die Kunst besteht darin, sie zu erkennen, wenn sie vor uns steht. Weshalb soll das so schwierig sein? Weil wir nur sehen, was uns bekannt ist. Wir trauen dem anderen immer nur zu, wozu wir selbst in der Lage sind, im Guten wie im Bösen. Deshalb erkennen wir als Liebe vor allem, was unserem Bild von ihr entspricht. Wir wollen geliebt werden, so wie wir selbst lieben. Jede andere Art ist uns unheimlich. Wir begegnen ihr mit Zweifel und Misstrauen, wir missdeuten ihre Zeichen, wir verstehen ihre Sprache nicht. Wir klagen an. Wir behaupten, der andere liebt uns nicht. Dabei liebt er uns vielleicht nur in einer, seiner Weise, die uns nicht vertraut ist.“
„Es gab eine Macht, der weder Zeit noch räumliche Entfernung etwas anhaben konnten. Es gab eine Kraft, die Menschen verband und die stärker war als die Angst und das Misstrauen. Eine Kraft, die Blinde zu Sehenden macht und den Gesetzen des Verfalls nicht gehorcht.“
„Nicht alles, was wahr ist, kann man erklären, und nicht alles, was man erklären kann, ist wahr.“
„Das Leben ist zu kurz für Umwege. Wer einen Traum hat, muss ihn leben.“
„Kein Leid kann denen widerfahren, die nie versuchen, Menschen und Dinge als ihr Eigentum zu besitzen.“
„Der Flüchtigkeit trotzen. Nicht in Gedanken gleich weiterreisen und auch nicht mit der Vergangenheit verhaftet bleiben. Die Kunst, anzukommen. An einem, nur einem Ort zur selben Zeit zu sein. Ihn mit allen Sinnen wahrnehmen. Seine Schönheit, seine Hässlichkeit, seine Einzigartigkeit. Sich überwältigen lassen, ohen Furcht. Die Kunst zu sein, wo man ist.“
„Ausserdem habe ich keinen Vergleich. (…) Das ist das Geheimnis eines glücklichen Menschen.“
„Ob das Leben und die Sterne es gut oder schlecht mit uns gemeint haben, wissen wir ja oft erst viele Jahre später. Das Leben nimmt die eigenwilligsten Wendungen. Was wir als Unglück ansahen, kann sich später als Segen herausstellen und umgekehrt, nicht wahr? Eigentlich wollte ich nur wissen, ob es dir gut geht. Ob du glücklich bist. Ob du geliebt wirst. Alles andere ist unwichtig.“
„Dass die Wahrheit eines jeden Menschen in seiner Seele liegt; dass die Wahrheit nicht starr, sondern veränderbar ist. Dass jeder Mensch frei ist und uns niemand verwunden kann, niemand retten, niemand verändern, abgesehen von uns selbst.“
„Nichts geht verloren. Auch Gedanken haben Folgen.“
„Eine Kinderseele weiss alles. Ein Herz vergisst nichts.“
„Es sind die eigenen Schwächen, die wir dem anderen am wenigsten verzeihen.“
„Nur wer liebt und geliebt wird, kann verzeihen. Und nur wer verzeiht, ist ein freier Mensch. Wer vergibt, ist kein Gefangener mehr.“
„Manchmal müssen wir das Weite suchen, um Nähe zu finden. (…) Manchmal müssen wir etwas tun, um herauszufinden, dass wir etwas anderes wollen.“
„Dass die Wahrheit eines Menschen in seiner Seele liegt. Dort findes du die Antworten. Und wenn nicht? Dann hast du nicht gründlich genug gesucht.“
„Was immer wir in uns tragen, jeder Mensch ist für sich, seine Handlungen und sein Schicksal selbst verantwortlich. Es gibt keine Gefangenschaft, aus der wir uns nicht befreien können.“